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Online Kirchen: Eine ernstzunehmende Alternative? Eine Untersuchung am Beispiel der Webkirche ”Church of Fools”

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von Lukas Döhle und Sebastian Ihle

Im Rahmen unseres Seminars ”Is Online Fellowship Real?” an der Universität Bremen, haben wir uns mit dem Thema Online-Kirchen mit speziellem Augenmerk auf die Church Of Fools auseinandergesetzt. Zunächst ist zu dieser Online-Kirche im Allgemeinen zu sagen, dass sie ähnlich wie ein Computerspiel funktioniert, bei dem der Besucher in die Rolle eines sogenannten Avatars schlüpft. Dieser ist graphischer Stellvertreter des Anwenders und hat in diesem Fall frei wählbares Geschlecht und Kleidung, sowie zwölf verschiedene ethnische Merkmale. Mit diesem Avatar betritt der Benutzer eine virtuelle Kirche im klassischen Sinne mit Kirchenbänken, Kanzel, Säulen und einem Altar. Des weiteren kann man eine Krypta betreten, in der man an  Gruppengesprächen mit anderen Besuchern teilnehmen kann. Neben der normalen Chat-Funktion ist der Avatar in der Lage, verschiedene Gesten auszuführen, wie z.B. Bekreuzigen, Niederknien, Händefalten usw. Zur Veranschaulicheung ist folgend ein Videolink einer Predigt von 2004 eingebettet:  http://churchoffools.com/view-clips/np_240.html

Bild eines virtuellen GottesdienstesDie „Church of Fools“ wurde im Mai 2004 als Projekt des christlichen Satire-Webmagazins „Ship of Fools“ ins Leben gerufen und bei Ihrer Eröffnungspredigt waren laut den Betreibern der Homepage etwa 1000 Menschen mit dabei. Finanziert wurde es von der Methodistenkirche des UK. Während der folgenden dreimonatigen Pilotphase gab es weiterhin zehntausende von Besuchern aus verschiedenen Ländern. Ein Großteil der Besucher war unter 30 Jahre und ca. 60% von ihnen männlich. Laut eigenen Aussagen der Betreiber versuchten diese mit diesem Projekt den Veränderungen bezüglich der Einstellung zu Kirche in der heutigen Zeit zu begegnen. Es sollte der „verlorenen Generation“ (hiermit sind in erster Linie die jüngere Menschen gemeint, die sich im Allgemeinen am meisten von der Kirche distanziert haben) als eine „neue und frische Form von Kirche“ dienen.

Die Betreiber von der „Church of Fools“ lassen die Frage zum Vergleich einer „echten Kirche“ offen. Ziel sei eher die Möglichkeit der Begegnung von Menschen im christlichen Kontext außerhalb der physischen bzw. innerhalb der virtuellen Welt.

Um ein aktuelles Bild von der Einstellung zur Online-Kirche zu bekommen, haben wir selbst eine kleine Umfrage unter 100 Studenten in der Universität Bremen gestartet. Etwa 50% der Befragten gaben an, in die Kirche zu gehen. Von diesen 50% geht ca. ein Viertel wöchentlich, 5% monatlich und knapp drei Viertel ausschließlich zu besonderen Anlässen (beispielsweise Ostern oder Weihnachten). Es wird also sehr deutlich, dass die Kirche von der jungen Generation sehr wenig frequentiert wird. Nahezu alle Befragten halten die Kirche für weder „sehr wichtig“ noch „gar nicht wichtig“. Sie ist also für den Großteil zwar da, aber auch nicht mehr. Eine Online-Kirche ist für ca. 60% keine Alternative. Gut 20% könnten sich einen dortigen Besuch vorstellen, und noch einmal 20% können sich diesen Begriff nicht zuordnen.

(Link zur Online-Umfrage)

Zusammenfassend kann man noch einmal erwähnen, dass auch eine Online-Kirche bei unserer Umfrage keine wirkliche Alternative für die „junge“ Generation darstellt. Es bleibt zu sagen das die „Church of Fools“ zur Raumgewinnung bezüglich christlicher Wertediskussion und dem (spielerischen) Praktizieren christlicher Kulte beiträgt. Die Kirche an sich bleibt in den Köpfen, ob als „Spaßuser“ oder gläubiger Christ, sie nutzt das Internet als Präsenz und Werbeplattform da die Präferenz dessen gegenüber anderen Medien enorm angestiegen ist. Insbesondere die größte Abwanderungsgruppe (Jugendliche bis 25 Jahre) soll so angesprochen und wieder mehr in den christlich Diskurs eingebunden werden. In der Realität ist es allerdings fraglich, ob Online-Kirchen in unserer Gesellschaft Bestand haben würden, zumal das Projekt „Church of Fools“ seit über sieben Jahren offline ist und bisher auch keine Fortsetzung geplant ist.


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